Der 1974 in Innsbruck geborene Komponist Johannes Maria Staud bezieht für seine Musik immer wieder Inspiration aus anderen Künsten wie Literatur, Film und bildender Kunst. Auch Reflexionen über philosophische Fragen, gesellschaftliche Prozesse oder politische Ereignisse sind Anlass für seine kompositorische Arbeit. Dabei verwandelt er diese Impulse in sinnliche Klangabenteuer voller Energie. In Wien studierte Johannes Maria Staud Komposition bei Michael Jarrell, elektroakustische Komposition bei Dieter Kaufmann sowie Musikwissenschaft und Philosophie, ehe er sein Kompositionsstudium in Berlin bei Hanspeter Kyburz fortsetzte. Bereits ein Jahr nach seinem Studienabschluss gewann er 2002 den Erste Bank Kompositionspreis, 2003 den Preis des International Rostrum of Composers und 2004 den Förderpreis der Ernst-von-Siemens-Musikstiftung.
Prestigeträchtige Aufträge folgten: 2004/05 entstand Apeiron für die Berliner Philharmoniker unter Sir Simon Rattle; 2006 wurde Segue für Violoncello und Orchester als Auftrag der Salzburger Festspiele von Heinrich Schiff und den Wiener Philharmonikern unter Daniel Barenboim uraufgeführt. Johannes Maria revidierte dieses Werk für Jean-Guihen Queyras, der die neue Fassung 2009 mit dem Berliner Konzerthausorchester unter Lothar Zagrosek uraufführte. 2004 kam seine erste Oper Berenice nach E. A. Poe bei der Münchener Biennale heraus, in Koproduktion mit den Wiener Festwochen und den Berliner Festspielen in einer Inszenierung von Claus Guth.
Seine Auseinandersetzung mit dem jüdischen Schriftsteller und Zeichner Bruno Schulz hinterließ direkte Spuren in Werken wie dem Orchesterdiptychon Zimt. Der erste Teil, On Comparative Meteorology, war zunächst 2009 vom Cleveland Orchestra unter Franz Welser-Möst und in der Neufassung 2010 vom RSO Wien unter Peter Eötvös uraufgeführt worden; der zweite Teil Contrebande (On Comparative Meteorology II) wurde von Pierre Boulez für das Ensemble Modern Orchestra in Auftrag gegeben und 2010 aus der Taufe gehoben. Als Capell-Compositeur der Sächsischen Staatskapelle Dresden für die Saison 2010/11 komponierte er unter anderem Tondo, uraufgeführt unter Christoph Eschenbach.
Zu den wichtigen Werken der letzten Jahre gehören Auf die Stimme der weißen Kreide (Specter I-III), uraufgeführt 2015 durch das Ensemble Modern beim Festival Musica in Straßburg, und das Diptychon Par ici! – Par là!, erstmals komplett präsentiert vom Ensemble intercontemporain beim Kölner Festival Acht Brücken 2016. Das für Midori komponierte Violinkonzert Oskar (Towards a Brighter Hue II) kam 2014 beim Lucerne Festival zur Uraufführung, ebenso wie die später auch in Köln, Wien und Bozen präsentierte Oper Die Antilope nach einem Libretto von Durs Grünbein. Der Dichter lieferte auch die Textvorlage zu Der Riss durch den Tag (2011), ein Monodram für Bruno Ganz und für die Oper Die Weiden, welche 2018 and der Wiener Staatsoper mit großem Erfolg uraufgeführt und 2019 wiederaufgenommen wurde.
Stromab (so der Titel) führte Johannes Maria Stauds großes Orchesterwerk, das 2017 vom Royal Danish Orchestra unter Alexander Vedernikov uraufgeführt wurde und anschließend in Wien (Wiener Symphoniker unter François-Xavier Roth), Cleveland und New York (Cleveland Orchestra unter Franz Welser Möst) zu hören war. 2018 hoben die Wiener Philharmoniker ohne Dirigenten sein Orchesterwerk Scattered Light bei Wien Modern aus der Taufe und gastierten damit anschließend in Berlin. Mit barocker Alchemie beschäftigte er sich für die Werke Terra Pinguis und Terra Fluida, 2019 vom Münchener Kammerorchester bzw. dem Boulanger Trio uraufgeführt. 2020 kam Epicentre.Seismic construction in 3 parts für drei Schlagwerker mit Martin Grubinger zur Uraufführung, und das Ensemble PHACE hob Am Horizont (…schon ganz woanders…) aus der Taufe.
2021 brachte das ensemble xx. jahrhundert Listen, Revolution (we’re buddies, see -) bei Wien Modern zur Uraufführung, ehe das Werk mit dem Ensemble Modern in Frankfurt zu erleben war. Once Anything Might Have Happened für Sopran, Horn, Ensemble und Live-Elektronik, in Auftrag gegeben vom Ensemble intercontemporain und dem IRCAM, kam während des Festivals ManiFeste in Juni in Paris mit der Sopranistin Sophia Burgos und unter der Leitung von Matthias Pintscher erfolgreich zur Uraufführung. Das Musiktheaterwerk Missing in Cantu nach einem Libretto von Thomas Köck feierte 2023 im Rahmen des Kunstfest Weimar Premiere und kommt in der Saison 2025/2026 am Tiroler Landestheater Innsbruck in einer Neuinszenierung zur österreichischen Erstaufführung.
In den Saisons 2024/25 und 2025/26 war das Schlagzeugkonzert Whereas the Reality Trembles, uraufgeführt im Herbst 2023 durch Christoph Sietzen mit dem Cleveland Orchestra unter Franz Welser Möst, in Österreich und Deutschland zu erleben. Das als Co-Auftrag mit dem Wiener Konzerthaus, BR, WDR und SWR entstandene Werk kam in Wien, Köln, Essen, Stuttgart, Hamburg, Linz und München zur Aufführung. Stachel. Rhapsodie für Streichorchester wurde 2025 vom Münchener Kammerorchester unter Bas Wiegers uraufgeführt und als Co-Auftrag des Festivals Les Musicales de Quiberon unter der Leitung von Pascal Gallois im gleichen Jahr vom MKO auf Frankreich-Tournee mitgenommen. Mit Die schöne Müllerin/These Fevered Days entstand zudem eine Instrumentalfassung des Schubertschen Liedzyklus‘ mit sieben neuen Liedern auf Texte von Emily Dickinson für den Tenor Christoph Prégardien, in Auftrag gegeben vom Ensemble Kontraste, der Casa da Música Porto, dem Wiener Konzerthaus, den Klangspuren Schwaz und dem Osterfestival Tirol und interpretiert vom Ensemble Kontraste, dem Klangforum Wien und dem Ensemble Remix. In der Planung sind ein Stück für das Kuss Quartett, beauftragt vom Carinthischen Sommer für 2026, der Elbphilharmonie und dem Wiener Konzerthaus, sowie ein Orgelwerk für Wolfgang Kogert und eine große, abendfüllende Oper.
2015/2016 war Johannes Maria Staud Gastprofessor an der Wiener Musikuniversität, seit 2018 ist er als Professor für Komposition an der Universität Mozarteum in Salzburg tätig. Er erhielt 2009 den Paul-Hindemith-Preis des Schleswig-Holstein Musik Festivals, 2012 den Preis für Musik der Stadt Wien, 2022 den Österreichischen Kunstpreis und 2025 den Tiroler Landespreis für Kunst. Er ist Mitinitiator der jährlich alternierend in Marseille und Salzburg stattfindenden Kompositions-Sommerakademie Arco. 2024 erschien auf dem Label NEOS eine Porträt-CD mit kammermusikalischen Kompositionen, gespielt u. a. vom Boulanger Trio, dem Ensemble Modern und dem Ensemble Recherche.
Saison 2025/2026
Wir bitten Sie, diese Biografie unverändert abzudrucken. Auslassungen und Veränderungen sind nur nach Rücksprache mit dem Management gestattet.